„Ein breites Feld“ – Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch zu Besuch in Bonn
Die Arbeit des Diakonischen Werkes Bonn und Region in knapp drei Stunden vorzustellen, ist aufgrund der Vielfältigkeit der Aufgaben und Themen in etwa dreißig Einrichtungen mit differenzierten Angeboten und Diensten anspruchsvoll. Stellvertretend für das weite Feld der Beratung fuhr Diakonie-Chef Tobias Köhler mit dem hohen Besuch aus Berlin nach Medinghoven. Dort führten die Mitarbeitenden aus dem Stadtteilbüro, Reinhard Jansen und Irini Dieck die Gäste durch das Viertel, berichteten über die Arbeit machten einmal mehr sehr deutlich, wie dringend notwendig hier Quartiersarbeit wäre. Rüdiger Schuch hörte aufmerksam zu und dankte für den Einblick. Vor allem zu hören, wie sehr die Ratsuchenden mit der Digitalisierung im Sozialsystem zu kämpfen haben, beschäftigte ihn. So wird es beispielsweise den Menschen schwer gemacht, Behörden und Ansprechpersonen persönlich zu erreichen, um Anliegen vorzutragen oder Rückfragen zu stellen. Digitale Anwendungen erfordern eine hohe Kompetenz, sprachlich und inhaltlich. „Hier müssen wir die Menschen im Blick behalten, die das überfordert“, waren sich alle einig.
Von Medinghoven aus führte die Besuchstour in die Zentrale des Diakonischen Werkes in der Kaiserstraße. Hier erwarteten den Gast Kolleginnen und Kollegen aus der Ambulanten Pflege und dem Betreuungsverein. Rüdiger Schuch war begeistert mit der jungen Auszubildenden Leona Mazrekaj zu sprechen, die aus großer Überzeugung den Weg der Ausbildung als Pflegefachkraft gewählt hat. Doch er hörte auch von den Herausforderungen, die Bereichsleiterin Sonja Freyer und Einrichtungsleiterin Luz Florez ihm schilderten: So kann Pflege dauerhaft nicht sichergestellt werden, wenn die Pflegekassen, die Vergütungssätze nicht auskömmlich kalkulieren. Der Alltag ist, dass jeden Tag Menschen anrufen und darum bitten, gepflegt zu werden, für die keine Ressourcen zur Verfügung stehen. Rüdiger Schuch konnte zur Unterstützung immerhin ankündigen, dass bald eine große Pflegekampagne starten wird, die Aufmerksamkeit für das große Thema schaffen soll. „Das ist gut und wichtig“, würdigte Pfleger Chikezie Anouka die Initiative.
Die Nöte des Betreuungsvereins waren dem Diakonie-Oberhaupt ebenfalls bekannt. Leiterin Alexandra Caspers beschrieb, zu welchen Folgen die Umsetzung der bevorstehenden Reform des Vergütungssystems, die jetzt vorgesehen ist, führen würde: zu einem weiteren Rückgang der sowieso schon nicht ausreichenden Mittel. „Mit diesem steigenden Druck werden wir die Leistung in der bisherigen Form nicht mehr aufrechterhalten können“, mahnten Caspers und Freyer unisono. Andere Betreuungsvereine in unserem Umfeld hätten die Arbeit bereits eingestellt. Das gehe zulasten der Menschen, die dringend auf die Unterstützung angewiesen sind. Wie dringend, beschrieb der rechtliche Betreuer Jason Pahl sehr eindrücklich am Beispiel eines Betreuten, der aufgrund eines Schlaganfalls auf seine Hilfe angewiesen ist, hoch verschuldet und mit vielen zu klärenden Themen in den persönlichen Anliegen.
Rüdiger Schuch dankte den Anwesenden für ihre engagierte Arbeit und den interessanten Einblick in ihren Alltag. Er versprach, die Themen und Beispiele mit nach Berlin zu nehmen.