Gemeinsam stark in der Katastrophe
“Der Verlust von Wohnraum und Eigentum hat die Menschen nicht nur in existenzielle Not gebracht. Sie müssen langfristig auch emotional mit der Katastrophe umgehen”, betont Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL. “Wir haben deshalb unser Hilfskonzept bewusst mehrstufig angelegt, um nachhaltig zu wirken. Mitarbeitende unserer großen Diakonie-Familie vermitteln den Betroffenen weiterhin finanzielle Hilfen, etwa zum Wiederaufbau der Häuser. Sie begleiten die Menschen auch mit psychosozialen Angeboten und Maßnahmen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den betroffenen Regionen verbessern.”
Innovativer Ansatz
“Soziale Gemeinschaften stärken” heißt entsprechend das neue Quartiersprojekt der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe. “Die Quartiersarbeit in den Hochwasserregionen vereint zwei zentrale Elemente, die so sonst nicht zusammenkommen: die klassische Sozialarbeit in Quartieren und Maßnahmen zur Katastrophenprävention und Klimafolgenanpassung”, erklärt Markus Koth, Koordinator für die Hochwasserhilfe bei der Diakonie Katastrophenhilfe. Durch diesen kombinierenden Ansatz werden Menschen besser auf zukünftige Katastrophen wie Überschwemmungen oder lange Hitzeperioden vorbereitet. Digitale Anzeigesysteme etwa warnen konkret vor Gefahren, und in Bildungsprojekten befassen sich Kinder mit den Themen Wasser, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. “Zusätzlich werden ganz konkrete Dinge wie das Pflanzen von Bäumen vor Erosion und Hitze schützen, während Evakuierungspläne und Erste-Hilfe-Kurse die Menschen befähigen werden, in Ausnahmesituationen besser zu reagieren. Dabei kooperieren wir mit den Kommunen, mit Fachleuten, Ehrenamtlichen und Katastrophenschutzorganisationen”, sagt Markus Koth.
Verlässliche Partner
“Die Menschen sollen gegen zukünftige Katastrophen widerstandsfähig werden, denn diese drohen immer häufiger”, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Die schweren Unwetter wie zuletzt im Juni in Bayern und Baden-Württemberg hätten gezeigt, dass sich die Menschen in Deutschland vermehrt auf solche Ereignisse einstellen müssen. “Verhindern lassen sich solche Katastrophen kaum, aber gemeinsam können wir mehr tun, um sie abzumildern. Für diese besondere Quartiersarbeit sind die diakonischen Verbände und ihre Träger ein verlässlicher Partner vor Ort, weil sie in den Regionen gut verwurzelt sind und die Menschen kennen”, ist Martin Keßler überzeugt. Die Erfahrungen der Diakonie Katastrophenhilfe RWL aus der Hochwasserkatastrophe 2021 würden heute auch in die Nothilfe in Süddeutschland einfließen.
Hintergrund Drei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe sind nahezu alle eingegangenen Spendengelder in Höhe von 47,87 Millionen Euro ausgegeben oder für laufende Projekte in Höhe von 12,8 Millionen Euro fest verplant. Das Projekt “Soziale Gemeinschaften stärken” wird an insgesamt zehn Projektstandorten im gesamten Hochwassergebiet bis März 2026 umgesetzt.