
Wenn einer eine Reise tut – Die Reisehilfen der Bahnhofsmission Bonn stehen allen offen
Wie beispielsweise die junge Mutter mit Kinderwagen und großem Koffer, die zuerst ihr Kind mit Wagen rückwärts die Stufen des ICE hochhievt. Als sie wieder aussteigen will, um den Koffer zu holen, ertönt bereits das Schließsignal der Tür und sie weicht erschrocken zurück. Oder das orientierungslos am Gleis zurückbleibende, mit Koffern flankierte, ältere Ehepaar, das erfolglos nach der Zuwegung zu den S-Bahnen Ausschau hält.
Ein Anruf bei der Bahnhofsmission kann hier bereits den Unterschied machen. Wer den Mitarbeitenden sein Anliegen mitteilt, kann mit der Unterstützung vor Ort sowie an Umstiegs- oder Zielort rechnen. Sofern dort vorhanden, übernehmen die Mitarbeitenden bei Bedarf ebenfalls die Vermittlung und Koordination mit andernorts ansässigen Bahnhofsmissionen. „Wir gehen auch auf die Bahnsteige, zeigen dort Präsenz oder sprechen die Leute an“, erklärt Otto Reiner, einer der ehrenamtlichen Bonner Mitarbeiter. Wenn man die Hilfe aber nicht dem Zufall überlassen will, meldet man sich vor Reiseantritt.
Auch Amtshilfe werde im Bedarfsfall geleistet, berichtet Reiner – und schon stehen die zwei angekündigten Rumänen in der Tür. Sie blicken sich vorsichtig in dem kleinen, weiß gestrichenen Gastraum der Bahnhofsmission an Gleis 1 um und treten an den „Tresen“: Ein schmales Brett dient als Raumtrenner zu Küche und dem dahinterliegenden Wirtschaftsraum. Die beiden Männer sind Mitte dreißig. Von Deutschland haben sie sich mehr versprochen. Ihre Hoffnung, hier dauerhaft als Erntehelfer oder für ähnliche Hilfstätigkeiten eingesetzt zu werden, hat sich nicht erfüllt. Sie möchten nach Hause. Das Ausländeramt bezahlt den Männern die Heimreise, eine dauerhafte Unterstützung wird damit überflüssig.
Als Otto Reiner die Männer freundlich auf Englisch begrüßt und zu erkennen gibt, dass sie bereits erwartet wurden, lächeln diese erleichtert. Zu dritt machen sie sich auf den Weg zum Fahrkartenverkauf; eine Straßenkarte, auf der die Männer den Weg zum Flixbus-Bahnhof finden, gibt es obendrauf.
Rollstuhlfahrer:innen, die zum Einstieg in Fernzüge eine Hebebühne benötigen, müssen sich an die Deutsche Bahn wenden. Wer allerdings als Rollstuhlfahrer eine Unterstützung beim Gleiswechsel benötigt, kann die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission gerne ansprechen. Bei Bedarf werden hier auch Extrameter gemacht, wie Reiner erzählt. Von einem defekten Fahrstuhl auf Gleis 2/3 ließ er sich nicht abschrecken, nahm mit einem dort gestrandeten Rollstuhlfahrer einen zeitnahen Zug zum UN-Campus, wechselte an diesem Bahnhof mit ihm barrierefrei das Gleis, fuhr zurück und kam am Hbf an Gleis 1 an. Kreative Lösungen gibt’s gratis.
Die Reisehilfe ist kostenfrei, steht allen offen und darf nach Meinung des Leiters Pfarrer i. R. Gerhard Brose gerne intensiver von Reisenden aller Art genutzt werden. Das Team der rund 25 ehrenamtlichen Mitarbeitenden freut sich über Anfragen.
Hier finden Sie die Kontaktdaten: Bahnhofsmission – Diakonisches Werk Bonn